„Der Verrat der Bilder“ ( R. Magritte )

Hätte Rene‘ Magritte, von Hegel inspiriert, nicht 1929 sein Bild „Ceci n’est pas une pipe“ ( Das ist keine Pfeife ) bereits gemalt, so wäre es spätestens jetzt an der Zeit einmal der Realität tief ins Auge zu schauen. Wie kann jemand einen Himmel sehen, in dem er sich ein Foto betrachtet? Der Einzige, der dies behaupten kann, ist der Fotograf selbst! Und auch nur deshalb, weil ihm der Moment der Aufnahme gehört. Sicher hat schon jeder mal einen Himmel und Wolken gesehen und das sieht dann so aus wie das da. Aber objektiv siehst Du nur millionen aneinandergereihter Pixel, die Dir Wolken suggerieren.

Es geht um die simplicity, die Einfachheit in den Dingen zu erkennen und sich zwischendurch mal davon zu befreien einer permanenten Lüge hinterher zu eifern – Bewusstmachung. Die BILDERFLUT macht es für uns nicht einfacher. Ein wahrhafter Tsunami, in dem wir uns seit Entdeckung der Digitalisierung befinden, lässt uns im Rausch der Fotos langsam ersaufen. Und unsere Sichtweise gleich mit. Sie verschwimmt in unserer subjektiven Wahrnehmung, die uns Wahrhaftigkeit glauben lässt. Es steht außer Frage, dass das Betrachten von Bildern bei uns tiefe Emotionen, sowie niedere Instinkte auslösen kann. So stolpern wir mit unserem gedanklichen Erinnerungsmodus immer weiter durch unser Traumlabyrinth. Was wir sehen ist die Projektion unserer Erfahrung. Dabei visualisieren wir unsere Wünsche und Sehnsüchte in das Bild. Die Fotografie befindet sich heute in einer nie dagewesenen Romantik. Digitale Bildbearbeiter sind dabei ihre Helfer, sodass wir Kitsch abstrahieren und zur Wirklichkeit werden lassen. Überstilisierung und Hyperkorrektur prägen die Fotografie des 21. Jahrhunderts.

Anders als bei Magritte geht es nicht nur um die Begrifflichkeit des Objekts, sondern vielmehr noch um das Erlebte. Der Einzige, der diesen wunderbaren Himmel jemals wirklich gesehen hat, war ich. Und da war er auch nicht so grün-grau, sondern azurblau. So wie sich ein Mittagshimmel im Sommer anfühlt – trocken, heiss, gleissend, frei und unendlich. Aber als Fotograf möchte ich, dass Dich die Sicht meines persönlichen Augenblicks dazu inspiriert hinzuschauen und mit zu fühlen. Um Dich zu erreichen und neue Bilder zu erschaffen, bediene ich mich aus dem großen Sortiment der digitalen Möglichkeiten. Dann ist der Himmel eben heute mal grün, weil er alles transportiert, was ich Dir darüber zu sagen habe. Fotografie ist die Visualisierung und Interpretation unserer erlebten Welt. Deshalb können Bilder auch Deine Sicht auf die Dinge verändern.

Ruprecht Stempell,  September 2016